Das Schafehüten von damals bis heute

Das Schafehüten von damals bis heute

Solange sich in Europa das ackerbaulich genutzte Land der Dörfer noch nicht im Privatbesitz der Bauern befand und neben dem jährlich wechselnden Brachland auch noch großflächige Hutungen bestanden, wurden die Schafherden in der Vegetationszeit auf diesen Flächen ernährt.

Die Schafhirten sammelten jeden Morgen mit Gebrüll oder Hornsignalen ihre Schützlinge auf dem Gutshof oder im Dorf die sie, hinter der Herde gehend, mit den Hirtenhunden über breite

Graslandstreifen, die sogenannten Triften, auf die weitläufigen Hutflächen trieben. Nachts kamen die Herden zum Schutz gegen zwei- und vierbeinige Räuber in Gebieten mit nicht zu großen Entfernungen zu den Weidegründen in Pferche am Rande der Siedlungen oder in die Ställe der Besitzer.

Mit nachlassendem Gemeinschaftssinn und Ausbreitung der Koppelzäune, bei gleichzeitig propagiertem Umbruch des Grünlandes, verschwanden diese uralten Haltungsformen, die Hirten und die dazugehörigen Hirtenhunde aus den meisten Dörfern. Nur in den Hochgebirgen Europas blieb die sommerliche Almwirtschaft in reduzierter und abgewandelter Form für Schafe erhalten. Die zuvor genannten Haustierpferche, wie sie, mit zunehmender Sicherheit, dann für Schafe als Nachtstall auf den zu düngenden, oft ortsfernen und schwer erreichbaren Feldern Eingang fanden, bewachten die am Schlafkarren des Hirten angeketteten Hunde.

Bei unseren heutigen Wanderschäfern hat der Wohnwagen den Schlafkarren und das Perlonnetz den Holzpferch abgelöst. Dem Schäfer wurde das Essen gebracht, oder er ging zu den Mahlzeiten frühmorgens und abends ins Dorf und trieb die Herde erst zur Winteraufstallung wieder zurück. Daneben bestand schon immer der Herdenzug von den Winterweiden in Flusstälern und wärmeren Ebenen zu den Sommerweiden im Gebirge. Einige Wanderschäfer Süddeutschlands haben sich trotz zunehmender Erschwernisse noch nicht davon abbringen lassen.

Durch erhebliche Zunahme der Bevölkerung musste der Ackerbau vom 18. Jahrhundert an intensiviert werden. Zugleich wurde durch die Bauernbefreiung die Zahl der Privatbesitzer vermehrt und das Erbrecht bewirkte durch Realteilung eine Verkleinerung der Felder. Je mehr das Brachland und Teile der Hutungen mit den neu aufkommenden Nahrungs- und Futterpflanzen genutzt wurden, desto häufiger mussten die Schäfer ihre Herden auf Feldwegen und schmaler werdenden, abgeernteten oder mit Schaffutter eingesäten Feldern hüten.

Mit Zunahme des engen Gehüts und der Verkehrswege in weiten Teilen Europas begann für die Schäfer die Notwendigkeit zur Selektion von wendigen, intelligenten Hütehunden. Hiervon berichtete bereits Buffon 1772. Da die breiten Vorgewende der Äcker entlang der Feldwege, die eine Zelt lang als Ersatz für bisherige Triften zum Trieb der Herden nutzbar waren, immer mehr zur Ausweitung des Hauptfruchtanbaues herangezogen wurden, mussten die Schafherden auf den schmalen grasbewachsenen Feldwegen in die Länge gezogen werden. Dies war leichter zu erreichen, wenn der Schäfer an der Spitze der Herde ging. Seine Hütehunde sorgten dahinter zu beiden Seiten des Weges dafür, dass die angebauten Feldfrüchte ungeschoren blieben, und an Wegbiegungen oder Kreuzungen bzw. beim Einschwenken auf Felder oder an Brücken nur die Fahrspurbreite begangen wurde und kein Schaf zurückblieb. Eine Herdenlänge von oft mehr als 100 Metern fordert vom Hütehund eine ganze Portion Selbständigkeit und gute Nerven. Bei windigem Wetter ist eine Verständigung mit dem agierenden Hund dann nur noch über Sichtzeichen möglich und verlangt von ihm vermehrte Aufmerksamkeit in zwei Richtungen.